Einbinden von Schriftarten
Das Einbinden von Schriftarten in den gängigen Formaten ist sehr einfach.
Unterstützt werden die Formate TrueType und OpenType (Dateien .ttf
und .otf
).
Um dem Publisher Schriftarten bekannt zu machen und zu nutzen, sind zwei Schritte notwendig. Der erste Schritt ist das Laden einer Schriftdatei:
<LoadFontfile name="MinionRegular" filename="MinionPro-Regular.otf" />
Das weist dem Dateinamen MinionPro-Regular.otf
den internen Namen MinionRegular
zu.
Im zweiten Schritt nutzt man dann diese internen Namen, um Familien zu definieren:
<DefineFontfamily name="textfont" fontsize="9pt" leading="11pt">
<Regular fontface="MinionRegular"/>
<Bold fontface="MinionBold"/>
<Italic fontface="MinionItalic"/>
<BoldItalic fontface="MinionBoldItalic"/>
</DefineFontfamily>
Die lezten drei Schnitte (Fett, Kursiv und Fettkursiv) müssen nicht angegeben werden, wenn sie im Layout nicht benutzt werden.
fontsize
bezeichnet die Schrifthöhe, leading
den Abstand zwischen zwei Grundlinien.
Benutzt wird die Schriftart auf verschiedene Weise: in den Befehlen <Textblock>
, <Text>
, <Paragraph>
, <Table>
, <NoBreak>
und <Barcode>
kann mit dem Attribut fontfamily
eine Schriftart mitgegeben werden, z. B. <Paragraph fontfamily="textschrift">
.
Temporär kann mit dem Befehl <Fontface fontfamily="…">
auf eine andere Familie umgeschaltet werden:
<Paragraph>
<Fontface fontfamily="title">
<Value>Preface</Value>
</Fontface>
<Value> more text</Value>
</Paragraph>
Textauszeichnung im Layoutregelwerk
Um auf die Schnitte Fett, Kursiv und Fett-kursiv umzuschalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Die direkteste ist mit den Befehlen B
und I
umzuschalten, diese können auch ineinander geschachtelt werden:
<PlaceObject>
<Textblock fontfamily="textfont">
<Paragraph>
<Value>A wonderful </Value>
<B><Value>serenity</Value></B>
<Value> has taken possession </Value>
<I><Value>of my</Value>
<Value> </Value>
<B><Value>entire soul,</Value></B>
</I>
<Value> like these sweet mornings.</Value>
</Paragraph>
</Textblock>
</PlaceObject>
Textauszeichnung in den Daten
Sind in den Daten Auszeichnungen vorhanden (z. B. als HTML-Tags), dann geht das prinzipiell genau so:
<PlaceObject>
<Textblock fontfamily="textschrift">
<Paragraph>
<Value select="."/>
</Paragraph>
</Textblock>
</PlaceObject>
mit den dazugehörigen Daten:
<data>A wonderful <b>serenity</b> has taken possession
<i>of my <b>entire soul,</b></i> like these sweet
mornings.</data>
Das Ergebnis ist dasselbe wie oben.
In den Daten können die Tags auch groß geschrieben werden: <B>
anstatt <b>
.
Schachtelung ist ebenfalls erlaubt und auch hier wird mit <u>
unterstrichen.
Sollten die Daten nicht als wohlgeformtes XML sondern beispielsweise im HTML Format vorliegen, kann man die Layoutfunktion sd:decode-html() benutzen, sie zu interpretieren.
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Konturschrift
Mit dem Attribut font-outline
kann man die Linienstärke für eine Konturschrift angeben:
<PlaceObject>
<Textblock>
<Paragraph font-outline="0.3pt">
<Value>Hello nice world</Value>
</Paragraph>
</Textblock>
</PlaceObject>
OpenType Features
Das OpenType Format kennt sogenannte OpenType Features, wie z. B. Mediävalziffern oder Kapitälchen.
Manche dieser Features können bei <LoadFontfile>
aktiviert werden.
<Layout
xmlns="urn:speedata.de:2009/publisher/en"
xmlns:sd="urn:speedata:2009/publisher/functions/en">
<!-- Oldstyle figures / text figures -->
<LoadFontfile
name="MinionRegular-osf"
filename="MinionPro-Regular.otf"
oldstylefigures="yes" />
<!-- Small caps -->
<LoadFontfile
name="MinionRegular-smcp"
filename="MinionPro-Regular.otf"
smallcaps="yes" />
<DefineFontfamily name="osftext" fontsize="10" leading="12">
<Regular fontface="MinionRegular-osf"/>
</DefineFontfamily>
<DefineFontfamily name="smcptext" fontsize="10" leading="12">
<Regular fontface="MinionRegular-smcp"/>
</DefineFontfamily>
<Record element="data">
<PlaceObject>
<Textblock>
<Paragraph fontfamily="osftext">
<Value>Text with oldstyle figures 1234567890</Value>
</Paragraph>
<Paragraph fontfamily="smcptext">
<Value>Text with small caps 1234567890</Value>
</Paragraph>
</Textblock>
</PlaceObject>
</Record>
</Layout>
Harfbuzz
Seit Version 4 des speedata Publishers gibt es einen neuen Modus zum Laden von Schriftdateien: Harfbuzz. Er aktiviert die gleichnamige Bibliothek, die nicht nur die Schriftdateien lädt, sondern auch für Anordnung der Zeichen in einem Wort zuständig ist. Das ist für lateinische (westliche) Schreibsysteme nicht so wichtig wie für z.B. das Arabische. Ein Nebeneffekt der Harfbuzz-Bibliothek ist die umfangreiche Unterstützung für OpenType Features.
Die Benutzung des Harfbuzz Modus ist wie folgt:
<LoadFontfile
name="..."
filename="..."
mode="harfbuzz" />
Die OpenType features können mit dem Attribut features
eingestellt werden, also z.B.
<Layout xmlns="urn:speedata.de:2009/publisher/en"
xmlns:sd="urn:speedata:2009/publisher/functions/en"
>
<LoadFontfile name="CrimsonPro-Regular"
filename="CrimsonPro-Regular.ttf"
mode="harfbuzz" />
<LoadFontfile name="CrimsonPro-Regular-frac"
filename="CrimsonPro-Regular.ttf"
mode="harfbuzz"
features="+frac" />
<DefineFontfamily fontsize="10" leading="12" name="regular">
<Regular fontface="CrimsonPro-Regular" />
</DefineFontfamily>
<DefineFontfamily fontsize="10" leading="12" name="frac">
<Regular fontface="CrimsonPro-Regular-frac" />
</DefineFontfamily>
<Record element="data">
<PlaceObject>
<Textblock>
<Paragraph fontfamily="regular">
<Value>Use 1/4 cup of milk.</Value>
</Paragraph>
<Paragraph fontfamily="frac">
<Value>Use 1/4 cup of milk.</Value>
</Paragraph>
</Textblock>
</PlaceObject>
</Record>
</Layout>
Eine Beschreibung aller OpenType Features findet sich unter
https://docs.microsoft.com/en-us/typography/opentype/spec/featurelist.
Die voreingestellten Features sind die, die im Harfbuzz Handbuch beschrieben sind, ohne liga
.
Inzwischen ist der Harfbuzz-Modus voreingestellt. Umschalten kann man mit mode="fontforge"
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In welchem Verzeichnis müssen die Schriftdateien liegen?
Die Organisation der Dateien, und damit der Schriftarten, wird im Verzeichnis Dateiorganisation beschrieben.
Mit sp --systemfonts
beim Aufruf des Publishers kann man auf die systemweiten Schriftdateien zugreifen.
Tipps und Tricks
Um sich Arbeit bei der Schriftdefinition zu sparen, kann man den Befehl
$ sp list-fonts --xml
benutzen. Dieser listet dann alle gefundenen Schriftdateien auf, zusammen mit einer Zeile, die direkt in das Layout übernommen werden kann.
$ sp list-fonts --xml
<LoadFontfile name="DejaVuSans-Bold"
filename="DejaVuSans-Bold.ttf" />
<LoadFontfile name="DejaVuSans-BoldOblique"
filename="DejaVuSans-BoldOblique.ttf" />
<LoadFontfile name="DejaVuSans-ExtraLight"
filename="DejaVuSans-ExtraLight.ttf" />
...
Wenn keine Schriftart für einen Absatz oder einen Textblock (etc.) angegeben wird, nutzt das System die Schriftfamilie text , die im Publisher auch vordefiniert ist und überschrieben werden kann. Sie den Anhang Voreinstellungen im Publisher.
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Fehlende Zeichen und Ersatzschriftarten
Die Zeichenvorräte in den Schriftdateien sind meist sehr begrenzt. Beispielsweise wird der speedata Publisher mit der freien Schriftart »TeXGyreHeros« (einem sehr guten Helvetica-Klon) ausgeliefert. In der Schriftdatei sind aber nur Zeichen enthalten, die westliche Sprachen abdecken, aber z.B. nicht Griechisch, Arabisch, Chinesisch etc. Auch die den ganzen Unicode-Sonderzeichen wie U+2685 DIE FACE-6 (⚅) sind nicht enthalten. Wird ein Zeichen angefordert, das in der Schriftart nicht enthalten ist, gibt es eine Fehlermeldung.
Error: Glyph f1c7 (hex) is missing from the font "TeXGyreHeros-Regular"
Diesen Fehler kann man mit dem Befehl <Options>
unterdrücken:
<Options reportmissingglyphs="no"/>
Alternativ dazu kann man auch bei <LoadFontfile>
eine Ersatzschriftart angeben, die durchsucht wird, sobald ein Zeichen nicht gefunden wird:
<LoadFontfile name="helvetica" filename="texgyreheros-regular.otf">
<Fallback filename="fontawesome-webfont.ttf" />
<Fallback filename="line-awesome.ttf" />
</LoadFontfile>
So wird erst die Schriftart texgyreheros-regular.otf
durchsucht, anschließend fontawesome-webfont.ttf
und zum Schluss line-awesome.ttf
.
Aliasnamen
Es gibt einen Befehl, um einen alternativen Namen für einen existierenden Fontnamen zu der Liste der bekannten Fontnamen hinzuzufügen:
<DefineFontalias existing="..." alias="..."/>
Die Befehle
<LoadFontfile name="DejaVuSerif"
filename="DejaVuSerif.ttf" />
<LoadFontfile name="DejaVuSerif-Bold"
filename="DejaVuSerif-Bold.ttf" />
<LoadFontfile name="DejaVuSerif-BoldItalic"
filename="DejaVuSerif-BoldItalic.ttf" />
<LoadFontfile name="DejaVuSerif-Italic"
filename="DejaVuSerif-Italic.ttf" />
<DefineFontalias existing="DejaVuSerif" alias="serif"/>
<DefineFontalias existing="DejaVuSerif-Bold" alias="serif-bold"/>
<DefineFontalias existing="DejaVuSerif-Italic" alias="serif-italic"/>
<DefineFontalias existing="DejaVuSerif-BoldItalic"
alias="serif-bolditalic"/>
erlauben es nun, die Schriftfamilien allgemein wie folgt zu definieren:
<DefineFontfamily name="title" fontsize="15" leading="17">
<Regular fontface="serif"/>
<Bold fontface="serif-bold"/>
<BoldItalic fontface="serif-bolditalic"/>
<Italic fontface="serif-italic"/>
</DefineFontfamily>
also unabhängig von der tatsächlich genutzten Schriftart. Mit den im Abschnitt Layoutregelwerke in einzelne Dateien teilen beschriebenen Möglichkeiten kann man nun die Fontdefinition in eine separate Datei auslagern und bei Bedarf schnell zwischen verschiedenen Schriftarten wählen, in dem die gewünschten Dateien eingebunden werden.